Praktikum als „Mama“

10.03.2015 CJD Göddenstedt « zur Übersicht

Im Jugendmigrationsdienst (JMD) Uelzen des CJD findet seit mehreren Monaten das Projekt "Lebensentscheidungen", gefördert durch die Aktion Mensch, statt. Durch mehrere Treffen im Rahmen der Sexualberatung, durchgeführt von Mitarbeitenden des Diakonieverbandes Nordostniedersachsen, in den Räumen des JMD wurden die zehn teilnehmenden Mädchen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren zunächst intensiv aufgeklärt und in ihrer sexuellen Selbstbestimmung sensibilisiert und gestärkt. Die teilnehmenden Mädchen kommen aus Afghanistan, dem Kosovo, Albanien, Kasachstan, Aserbaidschan, der Türkei, Syrien und Deutschland. Sie können als sehr heterogene Gruppe beschrieben werden, insbesondere im Hinblick auf den Grad der vorhandenen sexuellen Aufklärung und gemachter Erfahrungen, was wiederum den intensiven Austausch untereinander sehr belebt hat, so Annika Quednau, Mitarbeiterin im CJD. Der überwiegende Teil der Mädchen hatte sich, zum Beispiel aufgrund der Tradition in ihren Herkunftsländern nur wenig mit den Belastungen einer frühen Mutterschaft auseinandergesetzt. Die Mädchen erhielten daher die Möglichkeit, mit einer computergesteuerten Simulationspuppe zeitlich begrenzt "Mütter" zu sein. In vielen Einzel- und Gruppengesprächen wurden und werden die Aufzeichnungen der Simulationspuppe, die Erfahrungen, Ideen, Wünsche und Ängste der "Mamas im Praktikum" geteilt, besprochen und Zukunftsperspektiven erarbeitet. Hebamme Annika Menklein hat die Teilnehmerinnen diesbezüglich intensiv begleitet und angeleitet. Fragen zu Themen wie Schwangerschaft, Geburt, Alltag mit einem Baby und Babypflege standen auf dem Plan. Die Mehrzahl der "jungen Mütter im Praktikum" brach die jeweils dreitägige "Mutterschaft" ab, weil festgestellt wurde, dass das doch ganz schön anstrengend sein kann, "zumindest anstrengender als gedacht", so die fünfzehnjährige Mala. Am meisten belastete die Mädchen, doch nicht so unbeschwert mit Freunden rausgehen zu können. Auch das häufige Aufstehen nachts fiel allen sehr schwer. Die Dauer des Weinens des Babys erschien allen Teilnehmerinnen unerträglich lang. Zeichnete das Programm ein Weinen von fünf Minuten Dauer auf, kam es den Mädchen zum Beispiel wie zwanzig Minuten oder länger vor. Die Teilnehmerinnen haben im Projekt viel dazu lernt und eines ist allen klar geworden. Auch wenn Babys süß sind und man sich manchmal wünscht, eines zu haben, so erfordern sie doch mehr Zeit und Kraft als gedacht. Deshalb wollen die Mädchen mit dem Kinder kriegen vorerst doch noch warten.